Für uns Radfahrer gibt es die jetzt auch, ja tasächlich sogar für Kerle. “Hövding” haben die Schweden erfunden, soll wohl wirklich soviel heißen wie “Kopfdings”, und ist ein Airbag für Radfahrer, der Kopf- und Halspartie beim Unfall schützen soll.
Die Idee, daß der Airbag dem Helmmuffel als elegant schmackhaft gemacht wird, führt schon zu einem etwas, naja, schrägen Aussehen des Kragens, der mit verschiedenen Stoffdesigns an die Kleidung angepaßt werden kann. Kracht es dann, wird das Kopfdings in 0,1s zur Haartrockenhaube, die lange genug anhält, damit man in Ruhe fallen kann (zum Vergleich, ein Auto-Airbag fällt sofort wieder in sich zusammen).
Am Schönsten sieht das Teil schon mit einer schönen Schwedin drin aus. Es hat etwas vom Charme der 70er-Jahre-Science-Fiction, so in etwa im Tenor von “Mondbasis Alpha”.
Man wird Hövding ab 2011 kaufen können, einen Onlineshop hat es schon. Bis zur Zulassung in anderen Ländern, bin ich vorsichtig pessimistisch, wird es sicher dauern. Aber verboten wird es vermutlich nicht sein. Website: hovding.com
Ich will ehrlich sein: Ich trage lieber einen Helm, den ich anfassen kann.
]]>z. B. hier bei Amazon. Aber nein, das ist keine ernstgemeinte Kaufempfehlung.
]]>Wie aber ist es überhaupt mit Helmen, für Kinder und gar für Erwachsene? Im Gegensatz zu unseren Kindern sind wir alle ohne Fahrradhelme groß geworden, und die, denen es geschadet hat, sind nicht mehr hier, um davon zu berichten. Aber: Wir sind auch ohne Airbags und sogar ohne Gurte auf der Rückbank des Autos groß geworden, und viele könnten davon berichten, wenn sie noch hier wären. Die Zahlen der Unfalltoten seit den Siebzigern sind rückläufig, und zwar um Größenordnungen. Bei einem Unfall zu sterben ist also nicht einfach Schicksal, das man fatalistisch hinnehmen muß, das zum Verkehr einfach dazugehört, sondern eine zum Teil erheblich verbesserte Technik (der Gurt ist ein vergleichsweise simples Produkt und bewirkt so viel, Airbags und die passive Sicherheit des Karrosseriebaus sind aber absolute Hightechmaßnahmen) hat grundlegende Verbesserungen bewirkt.
Dagegen haben wir Radler praktisch keine Sicherheitsmaßnahmen vorzuweisen, wir haben immer noch keine Knautschzone und werden nie eine haben (Ausnahmen wie der Ganzkörperairbag gelten als Kuriosum, das auch schon mal in einem James-Bond-Film verarbeitet wurde, aber da kamen auch schon Raketenrucksäcke zum Tragen, und meine Armbanduhr hat auch immer noch keinen Laser) und können uns auch an nichts festgurten. Wenn wir einen Helm tragen, ist das unsere leichteste Übung – und die einzige (Motorradfahrer und einige Snowboarder tragen manchmal auch einen Rückenprotektor). Daß das nicht nur “die” Radfahrer berührt, sondern auch uns, stellten wir bei einem klassischen Parkender-Autofahrer-macht-die-Tür-auf-Unfall meiner Frau fest, seitdem trägt sie einen Helm. Ich folgte einige Jahre später, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Seit wir Kinder haben, ist es uns aber selbstverständlich, denn ich finde, ein Vorbild muß man leben.
Ich bin also ein Helmbefürworter, und zwar kein geborener, sondern ein angelernter. Und ähnlich ungelenk finde ich die Position des ADFC: Helme sind, nun ja, vielleicht gar nicht schlecht, aber eine Helmpflicht, die wäre ganz schlecht. Nicht etwa weil Helme schaden, sondern weil dann die Radfahrer zu Hause bleiben würden. Am besten wäre es, wenn alle Radfahrer freiwillig Helme trügen. Tun sie aber nun mal nicht. Tja. Woran erinnert uns das jetzt ein wenig? Richtig, an die harten, vielumkämpften Jahre von 1976 bis 1984, von der Einführung der Gurtpflicht bis zu ihrer Durchsetzung. Die Automobillobby sah sich damals in ihren Grundrechten eingeschränkt (“freie Fahrt für freie Bürger” wird ja als ein Grundrecht angesehen), genauso wie heute wieder beim allgemeinen Tempolimit (Wikipedia). Heute, eine Generation später, findet man nur wenige “Gurtmuffel” und wohl keinen mehr, der diese Haltung aktiv verteidigen würde. Ob der ADFC sich an diesen Verlauf mal erinnern mag?
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